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Die Briten haben's wieder getan!

Bild: BBC Earth

Nein. Es geht hier nicht um den Zirkus, den die britischen Politiker gerade im Parlament veranstalten. Es geht hingegen um das ganz grosse Kino. Das, dass die BBC die nächsten sechs Sonntage im Fernsehen veranstaltet:

Es ist wie ein Feuerwerk. Ein Rausch voller schöner Bilder, guter Musik, faszinierenden Fakten und schlichtweg spannenden Tieren. Exakt so fühlte sich unser Autor am letzten Sonntag, als er die erste Folge des neuen Meisterwerks aus dem Hause BBC sah.
BBC, der öffentlich-rechtliche Sender aus Grossbritannien, hat eine lange Tradition im Thema Tierfilme. Besser gesagt ihr Mitarbeiter David Attenborough. Der studierte Zoologe kam 1952 zum Sender und startete 1954 mit der ersten Tiersendung im Fernsehen: Zoo Quest.

War Attenborough zu Beginn der Produzent der Sendung, sprang er wegen Ausfällen zwischenzeitlich als Moderator ein. Und diese Rolle behielt er. Zwar stieg er bei BBC die Karriereleiter nach oben, wurde zuerst Controller bei BBC 2, danach Programmdirektor bei BBC 1 und BBC 2. 1972 lehnte er allerdings das Angebot, Generaldirektor zu werden ab und konzentrierte sich wieder auf die Produktion von Natur- und Tierdokus.

Bild: Screenshot youtube

Und diese haben es schon seit Längerem in sich. BBC Earth, welche sie für die BBC produziert, setzte früh auf Kinofilmausrüstung statt auf Kameras aus dem Fernsehgeschäft. Das erlaubte den Kameraleuten in der Wildnis, mit kleinerem Equipment näher an die Tiere zu gelangen und ihr natürliches Verhalten festzuhalten.

Die heutigen Produktionen überzeugen mit 4K-Auflösung, bewegenden Kamerapositionen, hautnahen Begegnungen dank Kameraroboter und musikalische Unterhaltung von ocarprämierten Komponisten aus Hollywood.

Und so überrascht es eben auch nicht, dass «Seven Worlds, one Planet» wieder für Hühnerhaut im Fernsehsessel sorgt. In sieben Folgen werden die sieben Kontinente unserer Erde thematisiert. Letzten Sonntag mit der Antarktis gestartet, geht es heute mit Asien weiter. Wie immer ist auch David Attenborough mit von der Partie. Der mittlerweile 93-jährige Londoner, der sich seit 1985 übrigens hochoffiziell «Sir» nenne darf, erzählt mit seiner beruhigend klingenden Stimme die Geschichte der porträtierten Tiere.

Es ist übrigens äusserst schwierig Seekühe zu filmen, wenn die lieber kuscheln wollen.
Bild: BBC

Schwang bei «Our Planet», welches das BBC-Team zusammen mit dem WWF für den Streamingdienst Netflix produzierte, häufig der Zeigefinger bei den Themen Artensterben und Klimakrise nach oben, konzentriert sich «Seven Worlds, one Planet» wieder mehr auf die Tiere und deren Verhalten. In der ersten Folge erleben wir, welchen Überlebenskampf Pinguine gegen einen Seeleoparden führen. Den sechs Tonnen schweren See-Elefanten sehen wir aus nächster Nähe beim Machtkampf zu.

Das Team rund um den Produzenten Fredi Devas – welches im Übrigen 236 Tage in der Antarktis mit Filmen verbrachte – kommt jedoch nicht herum, auch die traurige Geschichte der «Right Whales» zu erzählen:

Die Walen, deren richtiger Name eigentlich «Südkaper» ist, wurden von den Walfängern in den antarktischen Gewässern so genannt. Denn durch ihre Geselligkeit und Neugier tauchten sie immer wieder zu den Fangbooten auf und schwammen so den Walfängern direkt in die Harpunen. Sie waren also die «richtigen Wale» zum Jagen.
Getötet und ihre Fettschicht zu Lampenöl und Margarine verarbeitet, schrumpfte die Zahl der lebenden Tiere rasch von 30'000 auf bis zu 35. Nur dank dem Fangverbot für die Art im Jahr 1935 konnten die 80 Tonnen Tiere vor dem Ausrotten gerettet werden. Mittlerweile wird die Anzahl auf wieder 7'000 Tiere geschätzt.
Bis heute ist wenig über die Art dieser Glattwale bekannt. Forscher gehen davon aus, dass immer noch Tiere leben, die die Gräueltaten des Walfangs miterlebt haben.

Die Serien aus dem Hause BBC sind weit mehr als nur «Tierdokus». Das zeigen auch die Zuschauerzahlen. Durchschnittlich locken die Folgen mehr als 10 Millionen Menschen vor den Fernseher. Und das allein in Grossbritannien. Im Frühling ging «Blue Planet 2», eine Serie über das Leben im und rund ums Wasser auf Live Tournee und war dabei auch im Zürcher Hallenstadion zu Gast. Das Publikum erlebte dort die besten Szenen aus der Serie, inklusive Livemusik vom Orchester.
BBC schafft es regelmässig, Landschaftsbilder so eindrücklich zu inszenieren, dass man Gänsehaut bekommt. Ganz zu schweigen vom täglichen Überlebenskampf, den fast alle Tiere führen.

Wo schauen?

"7 Planets, one World" läuft aktuell jeden Sonntag um 19.15 Uhr auf BBC One. Da das deutsche ZDF die Serie mitproduzierte, wird sie wohl in nächster Zeit auch in deutscher Fassung und online verfügbar sein. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass ZDF eine verkürzte Fassung ausstrahlt (und die ikonische Sprecherstimme von Sir David Attenborough entfällt).

Wer kein Fernseher hat und so das aktuelle Meisterwerk nicht begutachten kann, dem sei empfohlen, folgende Serien zu suchen und anzuschauen:
Denn diverse bisherige Produktionen von BBC Earth sind online auffindbar.

Planet Earth II: Ausgestrahlt 2016, 10 Jahre nach der ersten Serie. Folgen sind unterteilt in Inseln, Berge, Dschungel, Wüsten, Steppen und Städte. In jeder Folge werden Tiere in diesen Lebensräumen vorgestellt.  

Blue Planet II: Dasselbe in Grün, respektive in Blau. Die Lebensräume im Wasser werden pro Folge aufgeilt.

Dynasties: Erstausgestrahlt letztes Jahr, wird pro Folge eine Tierfamilie oder Mutter mit Kindern begleitet. Für diese Serie arbeiteten die Produzenten noch enger mit Tierschutzorganisationen vor Ort zusammen, um die komplexen Zusammenhänge im Tieralltag verstehen zu können. 5 Episoden, von Schimpansen über Kaiserpinguine, Löwen, Wildhunde zu Tiger.

Our Planet: Die erste eigens für Netflix produzierte Tierdokumentation. Diesmal konzentrieren sich die Folgen mehr auf den Einfluss des Menschen auf die Natur. Die Serie umfasst 8 Folgen plus eine Zusatzdokumentation, die zeigt, wie aufwendig eine solche Produktion ist.

Wenn du jetzt noch nicht überzeugt bist, musst du wohl oder übel noch den Trailer zu “7 Worlds, one Planet” anschauen :)


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