Woche 41 - and the winner is...
Am Freitag wurde in Oslo der Namen der Person bekanntgegeben, die den 100. Friedensnobelpreis entgegennehmen darf. Das fünfköpfige Komitee entschied sich dabei für den Äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed. Warum gerade er den Preis verliehen bekam und warum das gut so ist:
Im April 2018 kam Abiy Ahmed an die Macht im 100 Millionen Land Äthiopien in Zentralafrika. Schon kurz danach entpuppte er sich als radikaler Reformer, der nicht davon abschreckte, Gesetze zu ändern, um dem angeschlagenen Land zu helfen. Mit ihm an der Macht wurde die Wirtschaft stabilisiert, tausende politische Gefangene entlassen und ein nach Geschlechtern ausgewogenes Parlament vorgestellt. Abiy bekannte sich zu Demokratie und Menschenrechte, in einem Land, das bis vor kurzem eine knallharte Entwicklungsdiktatur war.
Den Friedensnobelpreis, der seit 1901 an die Person oder Institution vergeben wird, die im vergangenen Jahr «die meiste oder beste Arbeit für die Brüderlichkeit zwischen Nationen, für die Abschaffung oder Reduzierung ständiger Armeen und für die Durchführung und Förderung von Friedenskongressen» geleistet hat, erhielt aber nicht wegen seinen innenpolitischen Entscheidungen.
Für das Osloer-Komitee stand die Zusammenarbeit von Äthiopien und dem Nachbarstaat Eritrea im Fokus. Abiy Ahmed ergriff die Initiative, um einen jahrzehntelang andauernden Kriegszustand zu beenden. Dadurch wurden Botschaften und Flugverbindungen eröffnet. Familien, die jahrzehntelang getrennt waren, fielen sich an den Flughäfen in die Arme. Dies war ein riesiger Erfolg, denn noch vor zwei Jahren knallten an der Grenze zwischen den zwei Staaten die Maschinengewehre.
Der 43-jährige Abiy Ahmed war für viele Beobachter nicht der Favorit für den Nobelpreis. Die Favoritenrolle hatte für viele die 16-jährige schwedische Klimaschützerin Greta Thunberg inne. Die Entscheidung fiel jedoch nun anders aus. Und dies ist auch gut so. Die Entscheidung war — wie meist jedes Jahr — vor allem eine politische. Ein Friedensnobelpreis kann Schub geben in der Politik. Er kann gerade im Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea den Ansporn liefern, weiter am Frieden zu arbeiten. Auch wenn Abiy Ahmed und die beiden Staaten noch weit entfernt sind von ihrem Ziel, auf dem richtigen Weg sind sie.
Die Nichtwahl von Greta Thunberg bedeutet nun aber nicht, dass die Politik in diesem Bereich keinen Druck verspüren sollte. Mit der Häme, die Thunberg nun entgegenschlägt, wird sie sich arrangieren können. Denn ihr Ziel ist es nicht, eine solche Auszeichnung zu erhalten. Ihr Ziel war und ist es, die Zivilgesellschaft und Politik gleichwohl aufzurütteln und auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Dies hat sie erreicht. Der Hype, der in den Medien um Thunberg gemacht wird, ist dabei mittlerweile kontraproduktiv. Eine Ernennung zur Friedensnobelpreisträgerin hätte dabei in das gleiche Horn geblasen. Nicht alles, worum ein Hype gemacht wird, ist grundsätzlich schlecht. Aber eine Greta-Ikonisierung hätte den Hype nur unnötig verstärkt.
Denn schlussendlich geht es bei Abiy Ahmed und Greta Thunberg um die Sache, für die sie kämpfen. Egal ob Friedensverhandlungen oder Klimaschutz. Die Gesichter und Namen sollten eine zweitrangige Rolle spielen. Aber dies scheint unsere Gesellschaft nur schwer zu verkraften. Zu sehr benötigen wir eine Persönlichkeit, die wir verehren oder verachten können.
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