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Woche 42 - Sind Frauen nun doch gut genug?

Bild: Zalando SE/Svenja Krüger

Der Berliner Versandhändler Zalando absolviert beim Thema Geschlechtervielfalt in Führungsetagen eine drastische 360 Grad Wende.

Zalando, gegründet 2008, bietet mittlerweile in insgesamt 17 europäischen Ländern Mode, Accessoires, Schuhe und Pflegeprodukte an. Angeboten werden über 1'500 Marken, 16 davon gehören dem Zalando-Imperium. Im Juli diesen Jahres hatte das Unternehmen einen Börsenwert von knapp 10 Milliarden Euro.
Die Zahlen sprechen also für das hippe Start-up. Nein, nicht ganz alle.

Gegründet von David Schneider und Robert Gentz, hatte das Unternehmen noch nie eine Frau im Vorstand. Aber es hat sich nicht einfach nur «nicht ergeben». In den Jahresberichten schrieben die Verantwortlichen Jahr für Jahr, dass es keine Pläne gebe, das zu ändern. Dort wo es um die Frauenquote ging, stand Zielgrösse Null.
Das brachte Zalando, dessen Kundschaft zu rund 70 Prozent weiblich ist, den Ruf eines Missetäters in Sachen Gleichberechtigung ein.

Nun lenkt der Kleider-Gigant ein.

Statt bis 2022 keine Frauen in den Vorstand, soll bis 2023 nun ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen auf den sechs obersten Führungsebenen erreicht werden.

Das Ziel sei dabei ein “40/60/*-Korridor”. Der Anteil von Männern und Frauen auf der jeweiligen Ebene soll also zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Durch das Sternchen will Zalando nichtbinäre Geschlechter einbeziehen.

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erklärte Rubin Ritter, einer der drei Co-Chefs: “In den letzten elf Jahren lag unser Fokus klar auf der Etablierung und dem Wachstum unseres Geschäfts und wir haben nicht genug Anstrengungen unternommen, um dem entstandenen strukturellen Ungleichgewicht entgegenzuwirken. Uns ist bewusst, dass es unseren Führungsteams an Diversität fehlt.”

Dass der Fokus bislang auf Wachstum gelegen habe, ist ein Argument, dass man sich jedoch genauer anschauen sollte: Etliche Studien belegen laut der Süddeutschen Zeitung, dass Firmen mit Frauen im Vorstand wirtschaftlicher seien. Das Peterson Institute for International Economics zum Beispiel hat 21’980 Firmen untersucht und dabei herausgefunden, dass Unternehmen mit einem Frauenanteil von mindestens 30 Prozent auf der obersten Führungsetage im Durchschnitt einen um 15 Prozent höheren Reingewinn hatten.


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