Weekly, KW10
Guten Abend aus der rethink-Redaktion.
Tag 18 im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Zusammenfassung der Ereignisse:
Die Lage in vielen ukrainischen Städten ist nach über zwei Wochen Angriffskrieg durch Russland desaströs. Immer mehr Wohngebiete und öffentliche Einrichtungen sind unter Beschuss. Mindestens 18 Gesundheitseinrichtungen oder ihre Mitarbeitenden sollen bisher angegriffen worden sein, meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO am Mittwoch.
Die Hafenstadt Mariupol am schwarzen Meer ist von russischen Soldaten umzingelt, auch in der zweitgrössten Stadt der Ukraine, Charkiw, dauern die Gefechte an.
Vor den Toren Kiews gelang es ukrainischen Kämpfer:innen in der vergangenen Woche immer wieder, russische Vorstösse abzuwehren. Russland zieht derzeit weitere Truppen vor der Stadt zusammen. Die ukrainische Armee befürchtet einen baldigen Angriff.
Humanitäre Lage:
Nach Angaben der UNO sind bisher 2,3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet. Die EU und auch die Schweiz haben einen besonderen Schutzstatus aktiviert, damit wird es ukrainischen Geflüchteten ermöglicht, schnell und unkompliziert ein Aufenthaltsrecht zu erhalten. Am Sonntag vermeldete das Staatssekretariat für Migration (SEM) über 3`000 Geflüchteten, die den Schutzstatus S erhalten haben.
Für Zivilpersonen in den umkämpften Städten, allen voran Mariupol, gestaltet sich die Lage weiterhin gefährlich.
Die Ukraine und Russland haben auf sogenannte humanitäre Fluchtkorridore geeinigt, in denen Zivilist:innen die Stadt sicher verlassen und gleichzeitig Hilfswerke und Versorgungslieferungen hinein gelangen können. Bisher sind allerdings alle Versuche gescheitert, diese Korridore einzurichten. Beide Seiten geben sich die Schuld daran. Nach Angaben aus Kiew sind heute Sonntag erneut 14 Fluchtkorridore geplant, erneut werde ein Konvoi mit mehreren Tonnen Hilfsgütern versuchen, die belagerte Hafenstadt Mariupol zu erreichen. Dazu gehörten auch leere Busse, die auf dem Rückweg Einwohner:innen aus der stark zerstörten Stadt evakuieren sollen.
Mögliche Gespräche auf oberster Regierungsebene:
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat am Samstagabend erneut mit dem israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett telefoniert. «In dem Gespräch, das länger als eine Stunde dauerte, ging es um Wege, die Kämpfe in der Ukraine zu beenden sowie um die Bemühungen Israels in der Sache», teilte Bennetts Büro mit.
Selenski hatte zuvor Jerusalem als möglichen Ort für Verhandlungen über ein Kriegsende mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeschlagen. Sowohl Selenski als auch Putin hatten zuletzt wiederholt mit Bennett telefoniert, der vor einer Woche den Kremlchef persönlich in Moskau getroffen hatte. Israel hat traditionell gute Beziehungen zu beiden Ländern.
Amazonas-Regenwald könnte verschwinden.
Eine neue Studie eines britisch-deutschen Forscherteams soll belegen, dass grosse Teile des Amazonas-Regenwaldes in den vergangenen 20 Jahren an Widerstandskraft verloren. Das könne zum Absterben des Waldes und schlimmstenfalls dazu führen, dass sich der Regenwald in eine Savanne verwandelt.
Hintergrund:
Mit der Widerstandskraft ist die Fähigkeit des Waldes gemeint, sich von Dürren oder Bränden zu erholen. Der Regenwald im Amazonasgebiet hat seit Anfang der 2000er-Jahre konstant an Widerstandskraft eingebüsst, bei über drei Vierteln des Waldes habe seine Fähigkeit, sich von Störungen wie Dürren oder Bränden zu erholen, nachgelassen. Das schreiben die Studien-Autor:innen in der Fachzeitschrift “Nature Climate Change”.
Die aktuelle Analyse untersuchte hoch aufgelöste Satellitendaten zur Veränderung der Biomasse und der Produktivität im Wald. Die nachlassende Widerstandsfähigkeit sein auf den Stress durch Abholzung und Brandrodung zurückzuführen, der Einfluss der Klimakrise sei bisher nicht eindeutig feststellbar.
Was jetzt passiert:
Der Amazonas-Regenwald speichert erhebliche Mengen an CO2, macht mehr als die Hälte des weltweiten Regenwaldgebietes aus und besitzt eine Schlüsselrolle für das Weltklima und die Artenvielfalt. Er gilt als eines der Kippelemente, die das Klima auf der Welt aus dem Gleichgewicht bringen können. Und das aller Wahrscheinlichkeit nach unwiderruflich.
Gemäss Schätzungen würde ein Verlust von 20 bis 25 Prozent der Walddecke im Amazonas zum kritischen Kipppunnkt führen.
Die Folgen eines solchen Kipppunktes sind mit heutigen Daten und Mitteln praktisch nicht zu berechnen.
Neue Stimme aus Bern.
Am Montag ist das Online-Portal “Hauptstadt” gestartet. Die Medienplattform entstand als Reaktion auf die Zusammenlegung der beiden Tamedia-Redaktionen von “Der Bund” und “Berner Zeitung” im Herbst 2020. Die Hauptstadt tritt als neue Stimme aus Bundesbern auf, will ihren Fokus nicht auf Klickzahlen legen, sondern auf den Mehrwert für die lokale Demokratie.
Das Portal ist werbefrei und wird durch Abonnent:innen und Stiftungen finanziert. Zurzeit ist der Zugang auf die Website hauptstadt.be für Alle zugänglich, anschliessend nur noch für Unterstützer:innen.
Und zum Schluss: Teste dein News-Wissen.
Im Internet gibt es nicht nur richtige und gut gemachte Nachrichten. Es gibt auch Falschnachrichten und schlecht gemachte Nachrichten. Und es gibt Personen, die gezielt Lügen in Sozialen Medien verbreiten. Für den Umgang damit braucht man bestimmte Fähigkeiten. Mit dem digitalen Selbsttest “der-newstest.de” kannst du deine Fähigkeiten im Umgang mit Nachrichten im Internet überprüfen.
Ziel ist es, auf Fähigkeiten hinzuweisen, die es im Umgang mit Nachrichten braucht.
Der Test ist eine Entwicklung der deutschen Stiftung “Neue Verantwortung” und ist auf die deutsche Medienlandschaft fokussiert. Nichtsdestotrotz kannst du mal versuchen, wie gut du dich mit möglichen Falschnachrichten und Stolperfallen auskennst:
Headerbild von Milad Fakurian via Unsplash
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