Weekly, KW51
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Guten Abend aus der rethink-Redaktion.
Während die Einen heute die Geburt eines wissenschaftlich nicht bestätigten Heiligens vor 2022 Jahren feiern, tanzen wir bei rethink wegen ganz anderen Dingen auf den Tischen.
Das hier ist die 50. Ausgabe des Weekly. Vor über einem Jahr sind wir gestartet, haben zwar einige Sonntage verpasst, sind trotzdem gewachsen und hoffentlich auch professioneller geworden. Und wir wollen uns und das Weekly stetig weiterentwickeln.
Das ist heute soweit: Das Weekly gibt es neu auch als Podcast. Für alle, die lieber hören als lesen und für die, die häufiger verträumt aus dem Zugfenster schauen wollen, als auf einen Bildschirm.
Zu hören auf jeder gängigen Podcast-App oder unter rethink-blog.com/audio. Wir freuen uns, wenn du mal reinhörst, uns ein Feedback gibst und uns auch gleich weiterempfiehlst.
Und damit nun genug mit Nachrichten in eigener Sache und zu den Nachrichten, die diese Woche von Relevanz waren:
Abschlusserklärung am Weltnaturgipfel.
In der Nacht auf Montag haben sich die 196 Staaten am Weltnaturgipfel in Montreal, Kanada auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Elementares Ziel darin: mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Ausserdem sollen für den Artenschutz reiche Industriestaaten ärmeren Entwicklungsländern bis 2025 rund 20 Milliarden Dollar jährlich zukommen lassen.
Dem Abkommen voraus gingen rund 3 Jahre Vorverhandlungen und die nun zweiwöchige Hauptverhandlung in Kanada. Bis zum Schluss stand das Abkommen auf wackeligen Beinen, die Demokratische Republik Kongo forderte so etwa noch kurz vor der Schlussabstimmung, dass Industriestaaten, die Hauptverursacher der Klimakrise seien, sich stärker an Kosten beteiligen sollten.
Das Weltnaturschutzabkommen ist laut dem Umweltbotschafter der Schweiz ein grosser Erfolg. Mit dem Abkommen sei ein wichtiger Schritt für die Artenvielfalt gelungen, sagte Franz Perrez, Umweltbotschafter des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Perrez führte in Montreal für die Schweizer Delegation die Verhandlungen.
Bei den Umweltverbänden fällt die Bilanz gemischt aus. So äusserte sich der WWF grundsätzlich zufrieden, kritisierte aber, dass ein verbindlicher Mechanismus fehle, der die Regierungen zur Rechenschaft ziehe, wenn sie die Ziele nicht erreichen würden.
Bundesrat gegen die Einführung eines dritten Geschlechts.
Der Bundesrat sieht die gesellschaftlichen Voraussetzungen in der Schweiz nicht erfüllt für ein drittes Geschlecht oder die Möglichkeit, kein binäres Geschlecht im Personenstandsregister einzutragen. Zu diesem Schluss kommt er in einer Antwort auf zwei Postulate, die 2017 durch Nationalrätinnen eingereicht wurden.
In rund 20 Staaten weltweit wird ein drittes oder ein unbestimmtes Geschlecht rechtlich anerkannt. So können etwa Menschen in Österreich, die sich weder “männlich” noch “weiblich” identifizieren, zwischen “divers”, “inter”, “offen” und auch keinem Eintrag wählen.
Die Nationale Ethikkommission empfahl 2020 in einem Bericht die Einführung einer dritten Kategorie neben “männlich” und “weiblich”. Doch der Bundesrat kommt nun zum Schluss, dass eine Änderung weitreichende Konsequenzen hätte, die bisher kaum diskutiert worden seien. So müsste beispielsweise die Bundesverfassung angepasst werden, etwa im Bereich der Militärpflicht, sowie etliche Verordnungen und auch die Erfassung von Statistiken.
Das binäre Geschlechtermodell sei in der schweizerischen Gesellschaft nach wie vor stark verankert, vor einem neuen Geschlechtsmodell brauche es zuerst einen gesellschaftlichen Diskurs, so der Bundesrat im 25-seitigen Bericht.
Für Transgender Network Switzerland ist die Haltung des Bundesrats eine “Ohrfeige gegen nicht binäre Menschen”. Damit demonstriere der Bundesrat vor allem seine eigene feindliche Einstellung. Ausserdem anerkenne die Regierung die Haltung der Schweizer Bevölkerung nicht. Diese habe sich bei einer Untersuchung im Jahr 2021 deutlich für einen Eintrag für nicht binäre Menschen in amtlichen Dokumenten ausgesprochen.
Taliban schliessen Frauen von Universitäten aus.
In Afghanistan sind Frauen seit Dienstag von allen Universitäten des Landes ausgeschlossen. In einer Regierungserklärung haben die radikal-islamischen Taliban alle Universitäten angewiesen, das Bildungsverbot für Frauen bis auf Weiteres durchzusetzen.
Der Bildungsminister sagte am Donnerstag im staatlichen Fernsehen, das Verbot sei notwendig, damit sich die Geschlechter an Universitäten nicht mischten. Weiter führte er aus, Studentinnen hätten die Kleidervorschriften nicht respektiert. Auch sei es nicht statthaft, dass junge Frauen ohne familiäre Begleitung weit entfernt von zuhause studierten.
Am Samstagabend berichteten mehrere Medien darüber, dass Hilfsorganisationen keine weiblichen Angestellten mehr beschäftigen dürfen. Das hat das afghanische Wirtschaftsministerium in einem neuen Erlass mitgeteilt, der für alle Hilfsorganisationen im Land gelte - egal ob national oder international. Das Schweizer Aussendepartement EDA sei schockiert, teilte es mit. Das EDA evaluiere die Folgen für die humanitären Bemühungen, schrieb es am Samstagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte massiv eingeschränkt. Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. Auch weiterführende Schulen ab der siebten Klasse sind für Mädchen seit dem Machtwechsel geschlossen. In der Hauptstadt Kabul ist Frauen seit einigen Monaten sogar der Besuch in öffentlichen Parks und Fitnessstudios untersagt.
Die Taliban sind in Afghanistan seit August 2021 wieder an der Macht. Ihre Regierung wird international nicht anerkannt und ist mit Sanktionen belegt.
Und zum Schluss werfen wir einen Blick auf jenes Land, das das ganze Jahr im Fokus der Weltöffentlichkeit stand:
Die Lage in der Ukraine.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski reiste anfangs Woche das erste Mal seit der russischen Invasion ins Ausland und besuchte US-Präsident Biden in Washington. Vor dem Kongress sprach er über die historische Bedeutung des Kampfes für die Demokratie, den sein Land führe, und forderte weitere Waffenlieferungen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der beiden Präsidenten versicherte Joe Biden seinem Amtskollegen: “Sie werden niemals alleine sein.”
Wladimir Putin reiste erstmals seit 2019 nach Belarus zum Machthaber Alexander Lukaschenko. Putin stärkt damit die Verbindung zu Belarus, das schon in den ersten Kriegsmonaten als Aufmarschgebiet für Angriffe auf die Ukraine diente.
Und laut britischen Einschätzungen ist es russischen Truppen gelungen, in die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut im Osten der Ukraine vorzustossen. Bachmut ist strategisch nicht sonderlich relevant, jedoch benötigt Russland für die Propaganda im eigenen Land ein Erfolgserlebnis nach etlichen Niederlagen.
Die humanitäre Lage gestaltet sich in der Ukraine weiterhin schwierig. Die Raketen- und Drohnenangriffe konzentrieren sich auf die Energieversorgung und kritische Infrastruktur. Stromausfälle in weiten Teilen des Landes sind die Folge.
Das war’s von uns für diese Woche, vielen Dank für dein Vertrauen. Wir lesen uns nächsten Sonntag :)
Redaktionsschluss: 11:30
Weekly 51/2022
Headerbild von Milad Fakurian via Unsplash
© rethink-blog 2022