Nachrichten, die gerade untergehen
Wir wollen dich hier mal mit einigen Nachrichten versorgen, die vielleicht gar nie bis zu dir durchgedrungen sind. Denn während wir alle von Lockdown und Lockerungsmassnahmen träumen, passieren auf der Welt noch ganz andere Dinge.
Auch Stadttauben werden krank
Die Stadt Basel meldete Ende April, dass bei Stadttauben Fälle von Taubenpest nachgewiesen wurde. Die für die Tiere tödliche Krankheit kann auch auf Menschen übertragen werden, löst jedoch relativ harmlose Grippesymptome oder Bindehautentzündungen aus. Erkrankte Tiere würden eine erhöhte Schreckhaftigkeit und eine einseitige Lähmung der Flügel und Beine vorweisen. Wie wir es uns bereits gewöhnt sind, sollten nun auch die Tauben einen Sicherheitsabstand einhalten, um die Erreger zu hindern, sich auszubreiten. Aus diesem Grund ruft das Gesundheitsdepartement des Kantons dazu auf, die Tiere nicht zu füttern. Das führe zu einer grossen Ansammlung von Stadttauben. Ausserdem sollen kranke oder tote Tiere nicht berührt werden und nach einem direkten oder indirekten Kontakt gründlich die Hände mit Seife gewaschen werden.
Aufrufe auf Social-Media-Kanälen, Stadttauben wegen angeblicher Futterknappheit im Zuge des Coronavirus-Lockdowns zu füttern, zielten in die falsche Richtung und seien letztlich auch für die Tauben schädlich.
Zu diesem Thema veröffentlichte die “Tierwelt” übrigens einen spannenden Artikel. Daniel Haag-Wackernagel, Taubenexperte und Biologie-Professor an der Universität Basel, führte dazu aus: “Wenn jetzt gefüttert wird, beginnen die Tauben zu brüten”, und erklärt die Fortpflanzungsstrategie dieser an das Leben in der Stadt bestens angepassten Vögel: “Sie legen auf die Grösse bezogen ganzjährig sehr kleine Eier, die wenig Energie kosten. Ist genug Nahrung vorhanden, kommen die Nestlinge durch, wenn nicht, ist nicht viel verloren, wenn sie sterben.” Je besser die Nahrungsgrundlage der Eltern, desto mehr Nestlinge bringen sie durch. Diese fliegen aus, überleben können sie aber nur, wenn sie dann selbst genug Nahrung finden.
Erfahrene Tauben vertragen ohnehin eine Nahrungsknappheit gut. Den Hauptengpass folge jeweils im Herbst. Wenn nach den Sommermonaten die Menschen wieder vermehrt drinnen essen, liegen weniger Reste draussen. Das hat zur Folge, dass viele Tauben sterben – ein natürlicher Prozess, der die Population gesund hält, indem kranke und schwache Tiere aussortiert werden, wie die “Tierwelt” schreibt.
2. Die Schweiz verstärkt die Hilfe für minderjährige Geflüchtete in griechischen Camps
Die Lage in den griechischen Flüchtlingslagern wie zum Beispiel Camp Moria auf Lesbos ist bereits seit längerer Zeit prekär. Anfang des Jahres kam es zu starken Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland, was zu mehr Geflüchteten in den Camps führte, aber auch zu Anschlägen auf Hilfswerke. Wir berichteten.
Die Schweiz hat Griechenland angeboten, unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die eine familiäre Verbindung in die Schweiz haben, aufzunehmen. Wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) in einer Medienmitteilung am 21. April schrieb, laufen die Vorbereitungen für einen Transfer von 22 Minderjährigen in die Schweiz. Die griechischen Behörden können weitere unbegleitete minderjährige Asylsuchende mit familiären Verbindungen in der Schweiz melden, und das SEM gibt ihnen Hinweise von Angehörigen, die bereits in der Schweiz leben, weiter.
Ausserdem bewilligte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) einen zusätzlichen Kredit von 1.1 Millionen Schweizer Franken. Mit diesem sollen Projekte des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) unterstützt werden. Diese Projekte zielen darauf ab, den Schutz von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in den Unterbringungen zu verstärken und diesen vulnerablen Asylsuchenden im Rahmen der Asylverfahren rechtliche Beratungen und psychologische Unterstützung zu ermöglichen. Zudem sollen Präventionsmassnahmen umgesetzt werden, die Asylsuchende vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen.
Kritik gibt es von Menschenrechtsorganisationen wie “Amnesty International”. Die Massnahmen des SEM gingen zu wenig weit, damit sei das Problem nicht gelöst, wird Beat Gerber, Amnesty Schweiz Mediensprecher, von der Luzerner Zeitung zitiert. «Die Lage war bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus explosiv. Durch die Pandemie hat sich die Situation jedoch nochmals verschärft.» 37'000 Menschen seien in den Lagern zusammengepfercht, die Bedingungen desaströs, führt Gerber weiter aus.
3. Der April war furztrocken
Viele sonnige Tage mit frühsommerlicher Wärme führten in vielen Gebieten der Schweiz zum zweit- bis viertwärmsten April seit Messbeginn 1864, schrieb MeteoSchweiz in einem Blogartikel am 29. April.
Der vierte Monat im Jahr war nicht nur warm, sondern auch enorm trocken. Eine Entspannung gab es erst gegen Monatsende, vorher fiel schweizweit praktisch kein Regen. Bis am 27. April erreichte die Niederschlagssumme im landesweiten Mittel nur gerade 12 Prozent von der Norm in den Jahren 1981−2010. Bei einer landesweiten Aprilnorm von knapp 100 Millimeter entspricht dies 12 mm und damit etwa einem einzigen kräftigen Niederschlagstag.
Mit den Niederschlägen in den letzten Apriltagen stieg die Niederschlagssumme im landesweiten Mittel auf 33 % der Norm 1981−2010.
4. Heuschreckenplage in Afrika
Länder wie Somalia, Ruanda und Äthiopien in Ostafrika leiden dieses Jahr unter einer starken Heuschreckenplage. Die Tiere fressen in nur wenigen Minuten ganze Felder und Weideflächen kahl. Am Tag können die Insekten bis zu 150 Kilometer zurücklegen, dabei frisst jede Heuschrecke täglich die Menge des eigenen Gewichts. Auf einen Schwarm hochgerechnet, ist das etwa so viel, wie es braucht, um 35’000 Menschen zu ernähren, wie die deutsche Welthungerhilfe berichtete. Die Wüstenheuschrecken sind in Schwärmen von bis zu 60 Kilometer Länge und 40 Kilometer Breite unterwegs und umfassen hunderte Millionen von Tieren.
Die Plage kommt dabei mehr als unpassend für Ostafrika. In den letzten Monaten hat es bereits mehrere Dürren und Überschwemmungen gegeben. Und nun trifft die Heuschreckenplage auf die Corona-Pandemie.
Um eine zweite Generation von den Insekten zu verhindern, müssten Pestizide zum Einsatz kommen. Dies ist aber momentan praktisch nicht möglich. Entweder stecken die Mittel wegen neuen, strengeren Einreise-Richtlinien an der Grenze fest, oder die Helfer, die die Pestizide ausbringen würden, dürfen aufgrund der Reisebeschränkungen nicht in die betroffenen Gebiete reisen.
Die Plage betrifft vor allem die ärmere Bevölkerung. Landwirte haben keine Ernte mehr, Viehhirtinnen finden kein Futter für ihre Tiere und dabei steigen die Preise für Lebensmittel stetig an. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass wegen der Plage bis zu 13 Millionen Menschen hungern werden müssen. Laut dem Online-Portal krautreporter.de (Artikel hinter Bezahlschranke) nennt sie die Plage “beispiellos in der jüngsten Geschichte”.
5. Leere Zoos, verwirrte Tiere
Wie der Zoo Zürich auf seiner Website schreibt, gehen die ausbleibenden Besucher auch an den Tieren nicht spurlos vorbei. So sind für viele Affenarten die Menschen vor ihnen Gehegen ein “interessanter Umweltfaktor.” Wenn die Gorillas beispielsweise an die Scheibe springen oder klopfen, erwarten sie eine Reaktion auf der Gegenseite. Durch die fehlenden Besucher fehle ihnen so ein wichtiger Teil im Alltag. Dies versuchen die Tierpflegerinnen jedoch mit mehr Abwechslung auszugleichen. So können sie etwa die Zeiten oder Orte der Fütterungen einfacher anpassen, wenn keine Besucher im Zoo sind.
Huftiere wie Zebras reagieren nun besonders aufmerksam, wenn dennoch eine Person an ihrem Gehege erscheint. Adrian Baumeyer, Kurator im Zoo Basel führt in der Basler Zeitung (Artikel hinter Bezahlschranke) aus: “Die Zebras sind Fluchttiere. Halten sich viele Menschen um sie herum auf, stören sie sich nicht an ihnen, bewegt sich jedoch nur eine einzige Person in ihrem Umfeld, werden sie aufmerksam.” Es sei wie in der Savanne: «Schleicht ein ganzes Rudel Löwen langsam in der Nähe der Zebras vorbei, lässt sie das unbeeindruckt, befindet sich jedoch ein einziger Löwe in ihrer Nähe, sind sie umgehend vorsichtig und misstrauisch.»
Der Zoo in Zürich schreibt weiter: “Tiere, die in «normalen» Zeiten Besucher fast offensichtlich ignorieren, wie etwa Grosskatzen oder Elefanten, werden wohl merken, das etwas anders ist, sich davon aber nicht gross beeinflussen lassen. Elefanten haben ohnehin in der Familie viele soziale Verpflichtungen und sind ausgiebig mit der Futtersuche beschäftigt.”
Und mit Tieren schliessen wir nun auch unsere kleine Nachrichtenschau. Denn egal wie traurig, aufregend oder erschütternd die Weltlage gerade ist, so ein Okapi-Jungtier ist eine gute Abwechslung:
Hier zu sehen ist Quinta und ihre Mutter Mchawi. Quinta hat letzten Oktober im Basler Zolli das Licht der Welt erblickt. Okapi-Geburten sind in Zoos sehr selten, nur gerade 76 Tiere leben in Europa in Gefangenschaft. Das Okapi bewohnt den Regenwald in Zentralafrika und wird von der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) als stark gefährdet eingestuft.
Titelbild: Zoo Zürich, Marco Schaffner
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