Weekly, KW 17
Guten Abend aus der rethink-Redaktion.
Heute mit hohen Temperaturen in Spanien, dem Zustand der Schweizer Gletscher und der Schweiz, die zum ersten Mal den Vorsitz im wichtigsten Gremium der UNO übernimmt.
Schweiz übernimmt den Vorsitz des UNO-Sicherheitsrates. Nach einem schwierigen April.
Die wichtigste Aufgabe des UNO-Sicherheitsrates ist schnell erklärt: Die Sicherung des weltweiten Friedens. Er ist das mächtigste Organ in den Vereinten Nationen und besteht aus 15 Staaten. Fünf davon - Frankreich, Russland, die USA, China und Grossbritannien - sind ständige Mitglieder, weitere zehn werden unter Berücksichtigung der regionalen Gruppen der UNO für jeweils zwei Jahre gewählt. Seit Januar ist die Schweiz eines dieser nichtständigen Mitglieder und übernimmt für den Monat Mai nun den Vorsitz des Gremiums.
Nicht wenige Diplomat:innen am UNO-Hauptsitz in New York dürften über den Wechsel erfreut sein. Denn die Schweiz übernimmt von Russland. Dass Russland im April das Präsidium anführte, passte nicht allen. Der ukrainische Aussenminister nannte es ein ausgesprochen schlechter Aprilscherz. Und doch sieht das Protokoll nun mal vor, dass alle 15 Monate auch Russland den Vorsitz übernimmt. Moskaus UNO-Botschafter versuchte zwar Anfang April entsprechende Bedenken zu zerstreuen. Russland werde sein Präsidium fair ausüben. Im selben Atemzug kündigte er jedoch von Russland lancierte Sitzungen “gegen die Desinformation durch andere Länder” an, was bei sehr vielen Staaten mehr als nur Stirnrunzeln auslöste. Helle Empörung löste aus, als Russland provokativ die per Haftbefehl vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchte russische Verantwortliche für die Deportation ukrainischer Kinder als Expertin im Sicherheitsrat auftreten liess. Viele Staaten äusserten sich bei dem Treffen entsetzt. Auch die Schweiz.
Klar gab es unter russischer Leitung auch Sitzungen, die diplomatischer verliefen und Russland seinen Vorsitz professionell ausübte. Aber mehrfach missbrauchte es den Posten. Die übrigen Mitglieder mussten sich entscheiden: Entweder trotzdem teilnehmen und klare Worte wählen - oder diese Sitzungen boykottieren und Russland das Terrain überlassen. Für die meisten kam letzteres nicht infrage.
Und nun übernimmt morgen die Schweiz diesen wichtigen Posten. Vertreten wird die Schweiz im Rat von Botschafterin Pascale Baeriswyl. Sie sei sich die Verantwortung bewusst, sagte sie am vergangenen Montag im Tagesgespräch von Radio SRF. In den letzten vier Monaten hätten sie als Ratsmitglied die Schweizer Position vertreten. Nun werde die Schweizer Delegation zur Hüterin des Rates selbst. Sie müssten schauen, dass der Sicherheitsrat kompetent arbeitet. Der Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat in der aktuellen angespannten weltpolitischen Lage sei eine Chance für die Schweiz, ihren Beitrag für Frieden und Sicherheit auf der Welt zu leisten, sagte die Botschafterin. Die Schweiz wolle sich aktiv und glaubwürdig zu allen Konflikten und Themen auf der Agenda des Rates einsetzen.
Momentan beschäftigt sich der Sicherheitsrat intensiv mit der Lage im Sudan. Der Rat rief die Konfliktparteien auf, ihre Feindseligkeiten einzustellen und einen Dialog aufzunehmen.
Jede weitere Eskalation werde verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung haben und die prekäre humanitäre Lage verschärfen. Die Schweiz sei sehr besorgt über die Konflikte im Sudan, so die Schweizer UNO-Botschafterin Pascale Baeriswyl.
Hitze in Spanien.
Spanien ächzte diese Woche unter hohen Temperaturen. Am Donnerstag wurde wohl der heisseste Apriltag seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Auf dem Flughafen von Córdoba im Süden des Landes wurden 38.7 Grad gemessen. Dass bereits Ende April die Temperaturen auf annähernd 40 Grad steigen, ist neu. Die derzeit gemessenen Werte lägen 10 bis 15 Grad über dem Durchschnitt, meldet der spanische Wetterdienst. Täglich wurden in dieser Woche neue Rekorde für den April verzeichnet.
Temperaturen, die man in dieser Region eigentlich erst im Juli kennt. Die Bevölkerung macht sich bereits jetzt Sorgen vor den Sommermonaten.
Besonders betroffen von den Hitzewellen sind die südspanischen Regionen Andalusien und Extremadura und die Region um die Hauptstadt Madrid.
Gleichzeitig herrscht seit knapp drei Jahren Dürre im Land. Bauern stehen auf wüstengleichen Feldern, ökologisch wichtige Feuchtgebiete trocknen aus und Regen ist nicht in Sicht. Darunter leidet auch die Landwirtschaft. Die spanische Regierung hatte sich daher an Brüssel gewandt und um Notfallhilfen gebeten. Wie der spanische Agrarminister am Dienstag mitteilte, beantragte er bei der Europäischen Union Unterstützung für 890’000 Arbeiterinnen auf Bauernhöfen. Die spanische Regierung gab ausserdem Steuerkürzungen in Höhe von 1.8 Milliarden Euro für betroffene Bauern bekannt. Nach Ministeriumsangaben gilt für 27 Prozent des spanischen Territoriums derzeit ein Dürre-Notstand oder eine Dürre-Warnung. Der Wetterdienst warnt bereits jetzt vor Waldbränden.
Wir bleiben beim Klima, wechseln aber in die Schweiz:
Keine Erholung für Schweizer Gletscher.
Forscherinnen und Glaziologen machen Ende April die letzten Messungen von Gletscherdicke und Schneemengen. Für sie endet nun der Winter in den Bergen. Die Messungen dieses Jahr zeigen: Für die Gletscher ist in diesem Winter deutlich zu wenig Schnee gefallen.
Auch wenn im März und April noch viele Schneeflocken den Weg in die Alpen gefunden haben: Zu Beginn der Saison schneite es zu wenig.
Den Schweizer Gletschern ist dank den Schneefällen in den vergangenen Wochen ein absoluter Minimal-Rekord der Schneemenge in diesem Jahr erspart geblieben. Allerdings liegt fast überall kaum mehr Schnee als im Extremjahr 2022, wie der Leiter des Gletschermessnetzes Glamos, Matthias Huss, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Glamos wird von der ETH und den Universitäten Zürich und Fribourg betrieben und misst Schneemengen an rund 20 Gletschern und hat die jüngsten Daten gerade ausgewertet.
Für die Gesamtbilanz der Gletscher ist der Winter nur eine Seite der Medaille. Entscheidend ist die Schmelze über den Sommer. Im vergangenen Jahr war der Winter früh zu Ende, gefolgt von einer rasant einsetzenden Sommerschmelze. Das führte bei allen Schweizer Gletschern zu Rekordverlusten. Um dies wettzumachen, wären nach Angaben der Expert:innen mehrere schneereiche und sehr kühle Jahre nötig.
Ihre Sorge ist, dass die vorhandene Schneemenge, die im Sommer Schutz vor der Sonne bietet, nicht reicht. Weisser Schnee reflektiert die Sonnenstrahlen gut. Wenn er weg ist und das dunkle Eis zum Vorschein kommt, verstärkt sich die Schmelze, selbst in Sommern, die nicht besonders heiss oder strahlungsintensiv sind.
Und der Schnee auf dem Gletscher hat noch eine zweite Funktion: Er nährt den Gletscher, wenn er in den hohen Lagen zu Eis wird. Liegt also wenig Schnee, ist das doppelt schlecht für den Gletscher. Fehlende Eismassen wirken sich auf die gesamte alpine Landschaft aus - wenn Eis und Permafrost schwinden, geraten Hänge ins Rutschen und es kommt zu Felsstürzen.
Das war’s von uns für diese Woche, vielen Dank für dein Vertrauen. Wir lesen uns nächsten Sonntag.
Redaktionsschluss: 11:00
Weekly 17/2023
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