Weekly, KW30
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Guten Abend aus der rethink-Redaktion.
Willkommen zum letzten Weekly im Juli und damit zur letzten Ausgabe vor der kurzen Sommerpause. Wir verabschieden uns für fünf Wochen und lassen die Arbeit an der Newsfront ein bisschen ruhen. Das nächste Weekly erscheint am 11. September wieder wie gewohnt.
Aber nun zurück zur Aktualität der Woche:
WHO erklärt wegen Affenpocken die globale Notlage.
Die Weltgesundheitsorganisation erklärte letztes Wochenende den Ausbruch der Affenpocken als “gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite”. Der Entscheid gilt als dringende Handlungsempfehlung an die WHO-Mitgliedstaaten, um das Virus trotz allem ernst zu nehmen und allenfalls etwas zu unternehmen.
Hintergrund:
Die Affenpocken sind ein Virus, das Fieber, Kopfschmerzen sowie schmerzhafte Hautveränderungen verursacht - vor allem im Genitalbereich, an Rumpf, Armen und Beinen. Übertragen wird es hauptsächlich durch engen Körperkontakt, wie etwa beim Sex, aber auch durch Speichel und Trüpfchen, möglicherweise auch durch kontaminierte Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher. Innerhalb weniger Monate haben sich die Affenpocken weltweit verbreitet.
Betroffen sind in der Schweiz, zumindest bisher, fast nur Männer, die sexuellen Kontakt mit Männern haben. Die Ausrufung des Notstands durch die WHO war denn auch innerhalb der Organisation umstritten. Denn sie wolle die Diskriminerung, die durch die Ausrufung möglich ist, eigentlich verhindern.
Was jetzt passiert:
Bereits existierende Impfungen gegen Pocken sollen zu rund 85 Prozent vor einer Erkrankung an Affenpocken schützen. Zahlreiche Staaten sowie die Europäische Union bemühen sich zurzeit im einen Impfstoff der jüngsten Generation, der deutlich weniger Nebenwirkungen und Komplikationen hervorruft als seine Vorgänger und seit dieser Woche in der EU gegen Affenpocken zugelassen ist. In der Schweiz liegt noch keine Zulassung, nicht einmal der Antrag dafür vor.
Energiekrise in Europa.
Die EU-Staaten haben am Dienstag das Verfahren für einen Notfallplan zur Drosselung des Gaskonsums auf den Weg gebracht. Der Plan soll vor allem die Risiken reduzieren, die sich aus einer vollständigen Unterbrechung russischer Gaslieferungen ergeben könnten. Mit dem am Dienstag bei einem Sondertreffen der für Energie zuständigen Minister:innen beschlossenen Plan sollen die EU-Staaten den Gasverbrauch von August bis Ende März freiwillig um 15 Prozent senken. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden, bei weitreichenden Versorgungsengpässen einen Unionsalarm auszulösen und verbindliche Einsparziele vorzugeben.
Die Schweizer Umweltministerin Simonetta Sommaruga nahm im Gespräch mit SRF zu der Entscheidung der EU Stellung: So will etwa auch die Schweiz einen Notfallplan ausarbeiten und diesen mit der Europäischen Union absprechen. Denn die Schweiz ist stark auf Importe angewiesen. Zurzeit werde mit dem AKW Beznau Strom exportiert, im Winter müsse aber jeweils importiert werden. Bei Gas und Öl sei die Schweiz zu 100 Prozent vom Ausland abhängig: “Im Moment kann kein Land nur für sich schauen.[...] Von daher besteht ein grosses Interesse, sich gut abzusprechen.”, so die SP-Politikerin.
Der Gesamtbundesrat werde entscheiden müssen, ob sich die Schweiz auch an den Gas-Reduktionen von 15 Prozent beteiligen werde. Die Industrie sei bereits tätig geworden, führte Sommaruga aus: “Mit den hohen Preisen schaut jeder, wie er effizienter werden kann.”
Eine Lösung seien beispielsweise Zwei-Stoff-Anlagen - dass man einen Prozess also mit Öl statt Gas durchführt. Dadurch werde aber mehr Co2 ausgestossen.
“Für die Energieversorgungssicherheit für den Winter müssen ganz viele Staaten Dinge tun, die sie eigentlich lieber nicht tun würden. Der grüne Energieminister in Deutschland beispielsweise muss wieder auf Kohle setzen. Aber wir müssen uns auch bewusst sein: Ende Winter ist die Krise nicht vorbei. Darum ist es etwas vom Wichtigsten, die Produktion von erneuerbaren Energien auszubauen.”, so die Umweltministerin.
Österreich: Bestürzung nach Tod von bekannter Ärztin.
Die Hausärztin Lisa-Maria Kellermayr war in Österreich landesweit bekannt geworden, nachdem sie in der heftig und mit viel Hass geführten Diskussion um die Impfpflicht in Österreich von Impfgegnern massiv bedroht worden war. Sie ging an die Öffentlichkeit, der österreichische Innenminister versprach Schutz. Am Freitag wurde Kellermayr tot in ihrer Praxis aufgefunden. Eine Gewalttat schliesst die Staatsanwaltschaft aus, sie bestätigt einen Suizid.
Hintergrund:
Die Ärztin wurde zur Symbolfigur für alle Menschen in medizinischen Berufen, die sich bis an den Rand der Erschöpfung für Corona-Infizierte einsetzen und die Impfpflicht als wirksamen Schutz gegen das Virus vehement befürworteten.
Der Fall Kellermayr war schon vor ihrem plötzlichen Tod ein Politikum. Die Ärztin hatte ihre Praxis zuletzt endgültig geschlossen. Ihre Begründung: Man könne Arbeitsbedingungen “wie wir sie die letzten Monate erlebt haben”, niemandem zumuten. Wegen den ständigen Drohungen hatte sie zuletzt auf eigene Kosten einen bewaffneten Wachmann engagiert.
Sie stand aber, sagt die Polizei, auch längere Zeit unter Polizeischutz. Heftig kritisiert wurde, dass die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen einen Verdächtigen aus Deutschland eingestellt hatte, mit der Begründung, man sei nicht zuständig. Eine Computer-Aktivistin machte danach - nach eigenen Angaben ohne grosse Probleme - zwei Verdächtige aus, die Drohmails gegen die Ärztin verfasst haben sollen. Das löste eine heftige Diskussion in Österreich aus über den Umgang der Behörden mit dem Fall.
Die zuständige Landespolizeidirektion Oberösterreich weist Kritik zurück. Man sei seit vergangenem November in ständigem Austausch mit der Ärztin gewesen und habe versucht, ihr Schutz zu bieten. Man habe alles getan, was möglich gewesen sei. Und: Man ermittle weiter, auf der Suche nach Urhebern der Drohungen im Netz.
Brauchst du Hilfe oder Beratung?
Kinder und Jugendliche: Pro Juventute
Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 147
Mail und Chat: www.147.ch
Erwachsene: Dargebotene Hand/Sorgentelefon
Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 143
Mail und Chat: www.143.ch
Weitere Informationen:
Redaktionsschluss: 18:15
Weekly 30/2022
Headerbild von Milad Fakurian via Unsplash
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